Begleitet werdet ihr auf dem Ursprungweg von zwei Figuren: Elli und Theo sind seit Jahrhunderten gemeinsam unterwegs. Die beiden Freunde gehen zurück auf die ersten Bewohner des Landes – sie haben alles gesehen und entdecken doch jeden Tag etwas Neues!
Gemeinsam erleben Elli und Theo das Wasser, den Wald und die Wiesen. Macht euch mit Elli und Theo auf den Weg! Kommt ihr mit? Macht jetzt den ersten Schritt und ladet euch die kostenlose App Livi AR auf euer Mobiltelefon, um die Geschichten unterwegs hören zu können.
Elli könnte der heilige Mann gewesen sein, der das Gebiet rund um Bayrischzell zuerst besiedelt hat. Die Gemeinde Bayrischzell wird als „Hellingersweng“ erstmals erwähnt, was sich aus dem altgermanischen als „die Wiese des Hellinger“ übersetzen lässt. Der Name „Hellinger“ könnte einen frommen Einsiedler bezeichnet haben und auf das althochdeutsche „helac“ (heilig) und „herro“ (Herr) zurückgehen, also „heiliger Mann“ bedeuten.
Theo könnte der Sohn eines freien Bauern im Frühmittelalter gewesen sein, der sich am Thiersee niedergelassen hat. Der Ortsname der Gemeinde Thiersee – im Jahr 1224 erstmals als „Tyrssee“ bezeichnet – geht womöglich auf den althochdeutschen Begriff „Teores-Seo“ also „der See des Theor“ zurück. Der Name könnte aber auch auf den Wildreichtum der Gegend verweisen, wie der Name des naheliegenden Thierberges.
Verschafft euch einen kleinen Vorgeschmack auf den Audiowalk.
Hier könnt ihr fünf Erzählungen von Elli & Theo hören:
Seht euch um: Heute seht ihr den Wald vor lauter Bäumen nicht. Doch vor langer Zeit, als die ersten Siedler in die Gegend rund um den Ursprungpass kamen, fanden Sie das Gelände fast unbewaldet vor. Die Landschaft war vom wilden Wasser geprägt: Tosende Gebirgsbäche durchzogen die Gegend.
Entlang der Bäche befanden sich unbewaldete Flure, ein Großteil der Täler wurde immer wieder überschwemmt. An den Ufern der Wasserläufe lagerte sich Schotter ab. Der steinige Untergrund hemmte den Wuchs der Bäume. So lag das Land unberührt da: Feuchte Wiesen, bestanden von Birken, sonst nichts.
Auf dem mageren Boden entstanden die ersten Siedlungen. Ihre Bewohner betrieben nur Viehzucht, keinen Ackerbau. Die Flächen erlaubten aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse anfänglich nur eine einmalige Mahd. Deshalb mussten die Schwaigen – also der Besitz einer einzelnen Familie – groß gehalten werden, um das Vieh über den Winter zu bringen. Im Laufe der Zeit wurde der Ertrag gesteigert. Bis heute ist die Viehwirtschaft im Gebiet rund um den Ursprungpass von großer Bedeutung.
In Oberbayern sieht man sie überall: Hollerstauden schmiegen sich an Hauswände, ihr Blüten säumen den Wegesrand. Nicht umsonst wird das Leitzachtal auch als Holler- und Kräutertal bezeichnet. Der Holunderstrauch gilt als Schutzbaum, der alles Unheil unter sich verwahrt, deshalb darf sein Holz nicht verbrannt werden. Auch gute Hausgeister sollen der Sage nach im Holunder wohnen. Holunderblüten werden bei Erkältungskrankheiten und Fieber eingesetzt. Holunderbeeren eignen sich gut zur Stärkung des Immunsystemes.
Einst waren in den Höhlen des Wendelsteins große Schätze verborgen. Kleine Männlein bewachten den Schatz, den böse Menschen aus dem Tal stehlen wollten. Statt Gold fanden Sie nur Eisenerz in den Höhlen. Als sie dieses abbauen wollten, verwandelte es sich in wertlosen Kalkstein. Die Männlein waren fortan verschwunden. Der Berg aber, in dem sie einst lebten und den Stein verwandelten, als man ihn stehlen wollte, heißt bis in unsere Tage Wendelstein.
Der Wendelstein bildet heute ein besonders beliebtes Ausflugsziel: Eine moderne Großkabinen-Seilbahn bringt Besucher binnen kürzester Zeit hinauf. Die älteste Zahnradbahn Deutschlands erklimmt den Berg von der anderen Talseite aus. Oben warten Sehenswürdigkeiten, die Spiel, Spaß und Spannung für Groß und Klein verheißen: Die Aussichtskanzel „Gacher Blick“, die höchstgelegene Kirche Deutschlands, ein Sender des Bayerischen Rundfunks, eine Sternwarte sowie ein Spielgelände zum Kraxeln und Rutschen.
Die Schwärzer wurden so genannt, weil sie „schwarz“ – also ohne Papiere und offizielle Erlaubnis – über die Grenze gingen und dabei diverse Güter mit sich führten. In Zeiten von offenen Grenzen im Schengenraum ist es kaum zu glauben, dass früher bei jeder Fahrt über die Grenzen die Kofferräume geöffnet werden mussten, um sicherzustellen, dass keine illegale Ware darin war. Vor den Autos waren es Pferdefuhrwerke, die über die Grenze gezogen wurden. Besonders oft waren die Wagen mit Holz beladen. Es heißt, dass die Hohlräume zwischen den Holzstämmen häufig mit kleinen Päckchen gefüllt waren, sogar die damals heißbegehrten Kultski der Firma Kneissl aus Kufstein wurden so über die Grenze geschmuggelt.
Man erzählt sich von einem Bauern, der mit einem Fuhrwerk voll Heu über die Grenze ging. Der Grenzer vermutete Schmugglerware im Heuhaufen und begleitete den Bauern bis nach Hause. Der griff in seiner Verzweiflung zu einer List: Er holte seine Tochter herbei und trug ihr auf, mit dem Grenzbeamten zu schwatzen, sobald die Schmuggelware auftauchen würde. Genauso kam es. Die Tochter war bester Laune und scherzte mit dem feschen Beamten, sodass ihr Vater in aller Ruhe die versteckte Ware abladen konnte.
Der Thierseer Bevölkerung wird eine Neigung zum Mystischen und zum Mirakel nachgesagt. Viele Geschichten wurden mündlich weitergegeben. Ob sie stimmen, weiß niemand mehr so genau. Wenn sich aber eine Erzählung so lange hält, dann wird wohl etwas Wahres daran sein, oder?
Der Eingang zur Hölle. Am Ufer des Thiersees findet sich angeblich eine Stelle, an der man mit einer noch so langen Holzstange in einem Sumpf stochern kann, ohne festen Boden zu erreichen. Dort soll sich – der Legende nach – der Eingang zur Hölle befinden. Das Moor soll kriechendem Getier, vielleicht einem Lindwurm oder Drachen, als Brutstätte dienen. Vorsichtshalber wurde die heilige Margareta, bekannt als „Drachenzähmerin“, zur Kirchenpatronin gewählt.
Pilatus im Thiersee. Unter den Passionsspielern erzählt man sich von der Verbannung des Landpflegers Pontius Pilatus in einen abgelegenen Gebirgssee. Der hohe römische Beamte wurde dazu verdammt, nach seinem Tod als tobendes Tier sein Unwesen zu treiben. Er wohnt auf dem Grund des Thiersees. In Winternächten hört man ihn brüllen.
Die Mirakelkirche von Hinterthiersee. Nahe der Kirche von Hinterthiersee liegt ein verborgener Brunnen. Zur Zeit der Pest sagte man seinem Wasser eine immunisierende Wirkung nach. Von nah und fern kamen die Menschen nach St. Nikolaus, um das Wunderwasser zu holen. Als ein Hinterthierseer Messner ein Geschäft aus dem Verkauf des Wassers machen wollte, verlor es augenblicklich seine Wirkung. So hat das Brünnlein seine Wundertätigkeit aufgegeben, erzählt man sich.
URSPRUNGWEG. Eine Entdeckungsreise mit Elli & Theo. Mit Barbara Gröters (Erzählerin), Oliver Schmidt (Elli) und Gunther Hölbl (Theo). Tongestaltung: Ramon Kohlmann. Musik: Doro Bohr. Text & Regie: Andrea Maria Hölbl. Produktion: OFP Kommunikation 2022.